Vom Zugfahren und anderem, das mich bewegt
Von SP Sissach, 17. März 2017
Beschäftigen tut mich schon seit Längerem die in jüngster Zeit etwas leidige oder mühsame Geschichte der S9. Dass wir schon wieder für «unser Läufelfingerli» kämpfen müssen, ist sehr aufreibend. Dabei stehen für mich als regelmässige Benützerin der S9 nicht sentimentale oder nostalgische Gründe im Vordergrund, sondern vor allem sehr praktische. Ich kann mir schlicht und ergreifend nicht vorstellen, wie die ÖV-Benutzer alle mittels Bussen befördert werden sollen. Es müssten Gelenkbusse eingesetzt werden, die irgendwo auch Platz zum Wenden brauchen. Schon jetzt versuche ich es tunlichst zu vermeiden, die überfüllten Busse zu den Stosszeiten zu benützen. Da arbeite ich lieber länger oder bleibe nach den Landrats-Sitzungen in Liestal und gehe noch etwas einkaufen und nehme dafür den Zug für die ganze Strecke. Auch ist das Reisen im Zug natürlich viel angenehmer und bequemer, als die Reise im Bus – nur dieses Argument zählt natürlich in der politischen Debatte rein gar nichts. Da kommt mir meine bisher schönste und längste Zugfahrt meines Lebens in den Sinn: im Januar 2002 bin ich in Australien von Perth bis nach Sydney gereist. Dies ging über 3 Tage und 2 Nächte – am Stück! Ich kann Ihnen sagen, ich habe diese Reise unglaublich genossen. Die weltweit längste gerade Strecke durch die Nullabor Ebene habe ich (resp. der Zug) dabei befahren. Gereist bin ich in einem 2-er Abteil, wo man nachts den Sitz in ein bequemes Bett umwandeln konnte. Ein kleines Waschbecken konnte aus der Wand heraus geklappt werden – einfach genial! Langweilig war es mir dabei keine Minute. Wie ist es doch inspirierend, den Gedanken beim Blick über die unendlichen Weiten freien Lauf zu lassen. Und am nächsten Morgen in der grünen Landschaft vor Sydney aufzuwachen.
Ich bin total abgeschweift… mit der S9 kann man höchstens eine knappe halbe Stunde am Stück fahren. (Es sei denn, man fährt den ganzen Tag zwischen Olten und Sissach hin und her – wenn keine Kontrolleure im Zug sind – was auch schon über mehrere Stunden von übermüdeten Fahrgästen gemacht wurde!) Das Hauptargument ist nebst der guten Erschliessung des Tals die Verbindung ins Mittelland. Eine Alternative mit Bussen, die über den Hauenstein fahren, ist eine sehr schlechte Variante. Auch finde ich das Argument, dass der Zug neben den Dörfern vorbeifährt, etwas weit hergeholt. 15 Minuten zu Fuss zum Zug zu gehen, ist eine gute (und billige!) Alternative zum Fitnessabo. Dass die Strecke auch historisch gesehen sehr wertvoll ist, ist fast Nebensache. Für weitere Argumente fehlt an dieser Stelle leider der Platz… vielleicht hören Sie sie an der nächsten Landratsdebatte. Wir geben nicht auf!
Sandra Strüby-Schaub, Landrätin SP, Buckten