Weshalb schon wieder die S9?

Von SP Sissach, 28. August 2020

Interpellation von Landrätin Sandra Strüby – Schaub anlässlich der Landratssitzung vom 27. August 2020.

Die Interpellation würde für dringlich erklärt. Sobald das Landratsprotokoll vorliegt, wird die Antwort des Regierungsrates hier veröffentlicht. (Zur Zeit liegt erst eine kurze schriftliche Stellungnahme des Regierungsrates vom 26. August vor.)

 

Mit grosser Verärgerung musste dem Online-Fahrplan entnommen werden, dass ab dem 7. September 2020 die S9 durch Busbetrieb ersetzt wird. Momentan sieht es gemäss Online-Fahrplan so aus, als wäre der Busbetrieb für 4 Wochen geplant. Die einzigen Kurse, die verkehren, sind die drei Zusatzkurse (Sissach an 6:57 / Sissach an 11:56 / Sissach ab 12:03)

Diese Massnahme ist auf den Mangel an Lokomotivführerinnen und Lokomotivführer zurückzuführen. Es ist inakzeptabel, dass ein weiteres Mal die Strecke der S9 durch Massnahmen der SBB stillgelegt wird. Der Kanton Basellandschaft als Bestellerin der Leistung und vor allem die Bevölkerung des Homburgertals und generell die Passagiere der S9 werden scheinbar nicht ernst genommen. Bereits während der Sommerferien war die Region Basel vom Mangel an Lokomotivführerinnen und Lokomotivführer betroffen, als das Nachtangebot während mehr als einem Monat lediglich mit Bussen betrieben wurde.

Ein zuverlässiger ÖV ist unabdingbar, damit die Pendlerinnen und Pendler – gerade auch in der Corona-Zeit – nicht hauptsächlich mit dem Auto unterwegs sind. Der erneute Ausfall der S9 verunsichert die ÖV-Benutzerinnen und Benutzer und ist somit schädlich für den Kostendeckungsgrad.

Ich bitte den Regierungsrat um Beantwortung der folgenden Fragen:

  1. Wann hat die Regierung über den Einsatz von Bussen anstelle der S9 erfahren?
  2. Die SBB kommunizierten bis heute keine Umstellung der S9 auf Busse. Gleichzeitig wurde am 05. August die Einstellung von einigen Bahnangeboten kommuniziert (https://company.sbb.ch/de/medien/medienstelle/medienmitteilungen/detail.html/2020/8/0508-1) Weshalb war die S9 damals nicht dabei und ist heute davon betroffen?
  3. Ist die Regierung auch der Ansicht, dass die Strecke der S9 unverhältnismässig oft betroffen ist, wenn die SBB Personalmangel hat oder Störungen auf dem Streckennetz der SBB eintre- ten?
  4. Wie sehen die finanziellen Konsequenzen aus? Beabsichtigt der Regierungsrat, sich für eine finanzielle Entschädigung resp. Ausgleichszahlung einzusetzen?
  5. Wird die Beschilderung in den Dörfern und Bahnhöfen dieses Mal ausreichend erfolgen?
  6. Wie setzt sich die Regierung dafür ein, dass beim geplanten Busbetrieb die Billette –anders als bei früherem Bahnersatz – im Bus gelöst werden können?
  7. Werden die Busse Anschluss auf die Züge in Sissach und Olten haben? Kann dies garantiert werden?
  8. Inwiefern ergibt der Einsatz von Bussen Sinn, wenn man in den Medien des Öfteren lesen kann, dass es auch in gewissen Verkehrsbetrieben einen Mangel an Busfahrerinnen und Bus- fahrer gibt?
  9. Wie setzt sich die Regierung dafür ein, dass der Unterbruch der S9 nicht länger als die ohne- hin schon zu langen 4 Wochen dauert und sich nicht wiederholt?
  10. Wie kann unter diesen Umständen eine zuverlässige Statistik über die Fahrgastzahlen erstellt werden?
  11. Teilt der Regierungsrat die Ansicht, dass die Unzuverlässigkeit einen Einfluss auf die Anzahl Fahrgäste hat?
  12. Besteht bereits eine Lösung für das Problem der Signalisation der Ersatz-Haltestelle Som- merau (siehe Vorstoss 2020/291 vom 11.06.2020), welche einsatzbereit ist?
  13. Welche weiteren Konsequenzen sieht der Regierungsrat?
Umstellung S9 auf Busbetrieb: Stellungnahme zum Entscheid der SBB (26.08.2020)
Die Bau- und Umweltschutzdirektion bedauert den Entscheid der SBB, die Züge der S9 (Läufelfingerli) zwischen Olten–Läufelfingen–Sissach ab dem 7. September 2020 durch Busse zu ersetzen. Diese Umstellung dauert bis zum Fahrplanwechsel vom 13. Dezember 2020.

Die SBB hat heute über den Fahrplan 2021 informiert. Dabei hat sie auch schweizweit kurzfristige Massnahmen kommuniziert, die sie aufgrund des bestehenden Lokführermangels bereits ab dem 7. September 2020 umsetzen wird. Der Kanton Basel-Landschaft ist hauptsächlich durch die Umstellung der S9 auf Bahnersatzbusse betroffen.

Die Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) wurde nicht in die Entscheidungsfindung miteinbezogen und kurzfristig über die geplante Umstellung auf einen Busbetrieb vorinformiert. Die BUD akzeptiert die dreimonatige Umstellung der S9 auf Busbetrieb nicht und hat umgehend gefordert, den Entscheid zu revidieren. Leider hat die SBB nicht auf diese Forderung reagiert.

Die BUD erwartet, dass zumindest das Ersatzkonzept die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden bestmöglich abdeckt und fordert von der SBB, in dessen Erarbeitung einbezogen zu werden. Darüber hinaus wird die SBB aufgefordert, die getroffene Massnahme spätestens per Fahrplanwechsel definitiv aufzuheben.

Offen sind derzeit die rechtlichen und finanziellen Folgen der mehr als dreimonatigen Umstellung auf Busbetrieb.