Auch gegen Altersarmut

Von SP Sissach, 9. Juli 2021

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ich mich entschlossen habe, politisch aktiv zu werden. Zum Beispiel der schonendere Umgang mit unserem Lebensraum und unseren Ressourcen, ein gut funktionierender öffentlicher Verkehr, der Wunsch nach Solidarität in der Gesellschaft. «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen»; obwohl dies in der Präambel – also quasi im Vorwort – unserer Bundesverfassung steht, braucht es nach wie vor viel Engagement, damit das Wohl der Schwachen massgebend oder entscheidend berücksichtig wird. Auch das ist etwas, das mich beschäftig.

Es gibt Anliegen auf meiner «Liste», deren Umsetzung schwierig ist. Andere wären einfacher und wir hätten sogar gute Vorbilder in unseren Nachbarländern, wie zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Schauen wir zu unseren nördlichen Nachbarn. Dort ist es einfach selbstverständlich, dass die Kinderbetreuung auf mehrere Schultern verteilt wird. Das Angebot bei uns in der Schweiz ist leider nach wie vor bescheiden. Und oft zu teuer. Dabei ist es so unglaublich wichtig, dass Eltern, die beide erwerbstätig sein müssen oder wollen, ihre Kinder gut betreut wissen. Es kann doch nicht sein, dass wir Frauen uns nach wie vor entscheiden müssen, ob wir lieber Kinder oder Karriere hätten. Dadurch gehen der Wirtschaft viel Wissen und Arbeitskräfte verloren. Die vielfältigen Ausbildungen von Frauen (und Männern, natürlich) lässt sich der Staat glücklicherweise viel kosten. Umso unverständlicher ist es doch, wenn Berufsleute – meistens Frauen – später mehrere Jahre sich aus dem Wirtschaftsleben zurückziehen (müssen), um sich um die Kinder zu kümmern. Ein gutes, vielleicht sogar kostenloses Angebot an Kinderbetreuungsplätzen würde Vieles einfacher machen.

Die unzähligen ehrenamtlichen Stunden, welche Grosseltern mit der Betreuung ihrer Enkelkinder leisten, sind zwar schön für das Verhältnis zwischen diesen beiden Generationen. Aber oft ist es auch der einzige Weg, die Kinderbetreuung zu sichern, wenn beide Elternteile arbeiten wollen oder müssen. Aber längst nicht alle Mütter oder Väter haben Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern können. Weil diese vielleicht selbst noch arbeitstätig sind, zu weit weg wohnen, zu alt sind oder nicht nochmals Betreuungsaufgaben übernehmen wollen oder können.

Ein weiterer, von mir aus gesehen sehr wichtiger Aspekt – und hier komme ich endlich zu meiner Überschrift – ist die Vorsorge fürs Alter, bei welcher viele Frauen zum Teil grosse Lücken haben, weil sie einige Jahre gar nichts oder viel weniger einzahlen können. Die Altersarmut ist ein Problem, das viel weitverbreiteter ist, als es vielen von uns bewusst ist. Der Bezug von Ergänzungsleistungen hat in den letzten Jahren zugenommen. Frauen sind von Altersarmut überdurchschnittlich häufiger und stärker betroffen als Männer. Ein weiterer Fakt ist, dass Frauen einen Grossteil der unbezahlten Arbeit erledigen. Trotz einem arbeitsintensivem Leben im Alter von Armut betroffen zu sein, ist bitter.

Sandra Strüby-Schaub, Landrätin SP, Buckten

Dieser Beitrag erschien am 9. Juli 2021 als „Carte blanche“ in der „Volksstimme“.