Kleinigkeiten – oder doch nicht?

Von SP Sissach u. U., 16. Januar 2023

Im zu Ende gegangen Jahr habe ich mich hie und da schwergetan, überhaupt noch Nachrichten zu hören oder zu schauen. Lesen ging meistens etwas besser. Aber die negativen Schlagzeilen, die einem da um die Ohren oder Augen gehauen werden, sind manchmal wirklich nur schwer ertragbar. So empfand ich es auf jeden Fall in den letzten Wochen. Es hat Momente gegeben, wo ich mich gefragt habe, was es denn bringt, wenn ich mich über irgendeine Kleinigkeit in der lokalen Politik ärgere, wenn es ja auch «die Grossen» nicht auf die Reihe bekommen. Was soll ich mir Mühe geben, wenn es scheinbar global nur noch bergab geht?

Das habe ich dann eines Tages meiner Freundin geklagt. Ich glaube, sie war etwas erstaunt über meine Niedergeschlagenheit. Naja, vielleicht auch nicht, schliesslich sind wir ja Freundinnen. Denn eigentlich bin ich ein unglaublich positiv denkender Mensch. Es braucht doch einiges, dass ich mich von meiner positiv überzeugten Art abbringen lasse. Sie schaffte es dann zum Glück mit der ihr eigenen schlagkräftigen Argumentation, damit sich meine Stimmung wieder gehoben hat. Sie hat mir Folgendes geschrieben «es sind die kleinen Dinge, die die Welt verändern. Mach einfach weiter, was Du tust, denn genau das braucht es.» Mit diesen paar ermunternden Worten war mein Elan wieder da. Denn ich weiss, dass sie recht hat. Es gibt schliesslich einen Grund, weshalb ich mich in der Politik einsetze: weil mir auch die kleinen Sachen wichtig sind. Denn manchmal sind es diese, die schlussendlich Grosses bewirken.

So bin ich zum Beispiel bei uns zu Hause immer diejenige, die überall das Licht löscht. Weil es mich nervt, wenn unnötig Strom verbraucht wird. Natürlich haben mir meine beiden Elektriker im Haushalt schon mehrmals vorgerechnet, wieviel respektive eben wie wenig Strom eine einzelne Glühbirne braucht. Aber Sie ahnen oder wissen es: wenn alle Leute und Firmen ihre ungebrauchten Geräte und Glühbirnen ausschalten würden, könnten wir enorm viel Strom sparen. Wenn alle ein bisschen etwas beitragen, können wir viel erreichen. Und deshalb lasse ich nicht locker.

Nicht nur meine Familie, auch meine Turnkolleginnen können ein (Klage-?) Lied schreiben: es nervt mich, wenn in der Damenriege von «Spieler» und «Turner» gesprochen wird. Ja genau – es sind Spielerinnen und Turnerinnen. Auch hier denken viele Menschen, dass es keine Rolle spielt und völlig übertrieben ist, immer die weibliche Form zu brauchen. Aber Hand aufs Herz: wenn ich von einer Polizistin statt von einem Polizisten spreche, was für ein Bild haben Sie dann im Kopf? Oder von einer Bäckerin und einer Hochbauzeichnerin? Einer Ärztin? Eben. Manchmal braucht es unbedingt Kleinigkeiten.

Wählen zu gehen und seine Stimme abzugeben kann einem auch als Tropfen auf den heissen Stein erscheinen. Aber wenn Sie alle, liebe Leserinnen und Leser, an die Urne gehen, bewegen Sie gemeinsam etwas. In der Schweiz haben wir die wertvolle Möglichkeit, unseren Teil zum Geschehen beizutragen. Nutzen Sie diese wichtige Kleinigkeit.

Sandra Strüby-Schaub, Landrätin SP, Buckten

Dieser Beitrag erschien am 13. Januar 2023 als „Carte blanche“ in der „Volksstimme“.