Vor mehr als einer Woche sind mein Mann und ich aus unseren wunderschönen Ferien in Costa Rica zurückgekehrt. Uns ist absolut bewusst, dass eine Reise mit dem Flugzeug nicht ökologisch und klimaneutral ist. Normalerweise sind wir zu Fuss oder auf unseren Bikes in der Schweiz unterwegs.

Trotzdem habe ich festgestellt, dass ein Time-out weit weg in einem anderen Land mit vielen Eindrücken, viel Natur, wunderschönen Pflanzen, Vulkanen und zahlreichen Tieren viel bewirken kann. Wir sind aus unseren Ferien sehr erholt heimgekommen und haben uns gefreut, wieder arbeiten gehen zu dürfen. Ich freue mich auch darüber, meine politische Arbeit weiterführen zu dürfen. Ich freue mich nun auch wieder auf die Sitzungen, die vielen wertvollen Inputs meiner Behörden-, Kommissions- und Vereinsmitglieder.

Während meiner Ferien habe ich festgestellt, dass es spannend ist, wenn sich die Ängste verlagern. Als Gemeindepräsidentin, Behörden-, Kommissions- und Vorstandsmitglied habe ich häufig Angst, etwas falsch zu machen, reflektiere sehr viel und habe auch Haftungsängste. In Costa Rica haben wir sehr viele Tiere gesehen: verschiedene Affenarten, Echsen, Basilisken, Schmetterlinge, Kolibris, Faultiere, Krokodile, wunderschöne Vögel wie Aras, Tukane, Quetzals usw., Frösche, Schlangen, Spinnen und Heuschrecken. Teilweise hatten wir in den Regenwäldern Respekt davor, uns in unsere Lodge zu begeben, weil uns bewusst war, dass wir uns mitten im Dschungel befinden und es durchaus mit teilweise sehr giftigen Tieren zu tun haben.

Der Respekt vor einer Behördenhaftung hat sich auf den Respekt vor der Natur verlagert. Aus einer anderen Perspektive fühlen sich Dinge ganz anders an. Costa Rica ist ein wunderschönes Land. Die Leute sind sehr freundlich, die Natur, die Tiere und die Landschaften wunderschön. Das Land ist sehr sauber. Mich wundert es daher auch nicht, dass Costa Rica als Schweiz Mittelamerikas bezeichnet wird, habe ich doch auch schon andere mittel- und südamerikanische Länder bereist und war sehr überrascht, dass Costa Rica tatsächlich sehr sauber, strukturiert und geordnet ist.

In Costa Rica haben wir auch Schweizer Auswanderinnen und Auswanderer kennengelernt. Spannend war, dass die meisten ausgewandert sind, weil es ihnen wegen der Corona-Massnahmen oder der «korrupten» Politik in der Schweiz nicht mehr gefallen hat. Ich persönlich möchte die Heimat nicht missen. So haben wir in der Schweiz viele Freiheiten wie die persönliche Freiheit, die Meinungsäusserungsfreiheit, die Informationsfreiheit, die Kunstfreiheit sowie viele andere Freiheiten. Und nicht zuletzt haben wir das Recht auf Hilfe in Notlagen. Wir profitieren von unserem föderalistischen System, unserer Mehrsprachigkeit, den unterschiedlichen Parteien, den Grundsätzen der Gleichstellung, unserem guten dualen Bildungssystem, unserer Wirtschaft, unserem gut ausgebauten Sozialsystem und unserer Neutralität. Durch unsere Parteienvielfalt haben wir die Möglichkeit, uns bei einem Geschäft austauschen zu können, ohne Angst vor der Äusserung der eigenen Meinung haben zu müssen.

Es ist mir in der kurzen Zeit in Costa Rica nicht gelungen, das politische System zu überprüfen. Ich habe aber festgestellt, dass eine Familie mit mehreren Kindern rund 700 Dollar verdient, die Hauptmahlzeit aus Reis, Bohnen und Cola besteht. Auch in diesem Naturparadies ist nicht alles besser als bei uns. Daher schätze ich das «Pura Vida» im Baselbiet wieder sehr.

Caroline Zürcher, Gemeindepräsidentin Wittinsburg, SP

Dieser Beitrag erschien am 9. Mai 2023 als „Carte blanche“ in der „Volksstimme“.