Kürzlich war ich an einem Anlass in Basel mit dem Titel «baseltalks: Lasst uns über Europa reden». Als ich die Einladung erhalten hatte, zögerte ich ein wenig mit der Anmeldung. Sollte ich meine Freizeit an einem Anlass verbringen, von dem ich nicht so recht wusste, was ich davon erwarten sollte? Meine Freundin hat mir dann mit Blick auf die Liste der Rednerinnen und Redner dringend geraten, teilzunehmen. Das war ein guter Tipp, ich konnte einiges lernen und es wurde ein spannender Nachmittag.
Verlässlichkeit und Vertrauen sind auch hier bei uns in letzter Zeit wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Seit der Ankündigung der neuen Zölle, welche der Schweiz von den USA auferlegt wurden, ist uns wieder bewusster geworden, wie bedeutend verlässliche Partner sind. Und ja: diese verlässlichen Partner findet die Schweiz vor allem in ihren europäischen Nachbarn. Die EU war im vergangenen Jahr die wichtigste Handelspartnerin der Schweiz, die Hälfte des Aussenhandels der Schweiz findet mit der EU statt. Genau gesagt sind es 51% der Schweizer Exporte, welche in die EU gehen, und 70% der Importe in die Schweiz, welche aus der EU kommen (www.europa.eda.admin.ch/de/schweiz-eu-in-zahlen). Europa ist deshalb nicht irgendein Partner, sondern unser Wichtigster. Was ja auch gut und praktisch ist, schliesslich liegt unser Land geografisch im Herzen Europas und ist fast komplett umgeben von EU-Mitgliedsländern.
Und jetzt kommt es, Sie ahnen es: da die Schweiz trotz ihrer geografischen Lage kein Mitglied der EU ist, muss unsere Beziehung zu ihr in Verträgen festgehalten und geregelt werden. Das ist nichts Neues, das ist schon seit mehr als 50 Jahren so. Und wenn wir über das aktuell ausgehandelte Vertragspaket abstimmen werden, dann stimme ich diesem zu. Ich möchte stabile Beziehungen zu unseren Nachbarländern und somit zur EU. Denn neben den rein wirtschaftlichen Beziehungen geht es eben noch um mehr: um Frieden, um Werte, um Verlässlichkeit und um Vertrauen.
Es ging also um Europa. Natürlich ging es im Speziellen um die EU und auch um die Beziehungen der Schweiz zur EU. Aber darüber später mehr. Zuerst wurde mir wieder bewusst gemacht, dass die heutige EU in ihren Anfängen nach dem 2. Weltkrieg als Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl dazu da war, die Kohle und Stahlindustrie der westeuropäischen Länder zu vereinen. Man wollte verhindern, dass ein einzelnes Land Kriegswaffen herstellen und diese gegen die anderen Länder einsetzen konnte. Ich denke, man kann deshalb sagen, die EU war von Beginn weg zweierlei: ein Wirtschafts- aber eben auch ein Friedensprojekt. So kurz nach dem Krieg muss es für die Beteiligten schwierig gewesen sein, zusammen an einen Tisch zu sitzen, Vertrauen zu schaffen und Verlässlichkeit zu signalisieren. Aber der Wille, in Frieden zusammen zu leben, war so stark, dass diese mutigen Politiker es schafften, mit dem Aufbau einer Gemeinschaft zu beginnen, die wir heute als Europäische Union kennen. Und auch heute noch stehen die Förderung des Friedens und die Schaffung eines gemeinsamen Marktes ganz oben auf der Liste der Ziele der EU.
Sandra Strüby-Schaub, Landrätin SP, Buckten, Basel-Landschaft, Schweiz, Europa
Dieser Beitrag erschien am 14. September 2025 als „ Carte Blanche “ in der „Volksstimme“